Kritiker der Nationalsozialisten sagten oft, sie feierten ein Fest nach dem anderen. So war es auch, aber durch das Feiern sowie ihre Begabung für das Theatralische konnten sie viele Menschen für sich gewinnen. Am Sonntag, dem 13. August 1933 feierte man in Wiesenburg eine „Fahnenweihe“ der Ortsgruppe der NSDAP. Auch an diesem Tag vermischten sich Volksfeststimmung mit der dunklen Botschaft der Nationalsozialisten.
Der ursprüngliche NSDAP Stützpunkt in Wiesenburg wurde am 1. Juni 1929 von sieben „Parteigenossen“ gegründet. Bis zur Fahnenweihe hatte die Ortsgruppe 86 Mitglieder. Mehr wären es wahrscheinlich gewesen, hätte die NSDAP nicht am 1. Mai eine Aufnahmesperre verhängt.
Ortsgruppenleiter war der Herr von Schmerwitz, Carl Brandt von Lindau, der Adolf Hitler schon seit vielen Jahren persönlich kannte. Brandt von Lindau besaß einen Hof in Bayern und hatte Hitler noch vor dem Putschversuch vom 9. November 1923 kennengelernt.
Am Tag der Feier schien die Sonne. Das Zauch-Belziger Kreisblatt (15. 8. 1933) schieb: „Sprach man früher vom Hohenzollernwetter, so brachte der Sonntag ein Hitlerwetter, das das Fest in seltener Schönheit begünstigte.“
Für die Feier hatten sich SA, NSBO [Nationalsozialistische Betriebsorganisation], der Stahlhelm, der Kriegerverein, der Turnverein, der Gesangsverein, die Sanitätskolonne, der Luisenbund, und die NS-Frauenschaft versammelt. Hinzu kamen die Stützpünkte Jeserig-Jeserigerhütten, Reetzerhütten und Neuehütten, die aus der Ortsgruppe Wiesenburg heraus gegründet worden waren.
Der Festzug formierte sich im Garten vom Hotel Paul. Dessen Besitzer, Pg. [Parteigenosse] Friedrich Paul, hatte die neue Fahne gestiftet. Paul, sagte Brandt von Lindau, hatte „sein Lokal unter dem bekannten, oftmals niederträchtigen Druck der früheren Regierung und ihrer Helfer der jetzigen Ortsgruppe seit Gründung zur Verfügung“ gestellt.
Zur Marschmusik setzte sich der Festzug in Bewegung. „Prächtig wehten die Hakenkreuzfahnen und die alten Farben schwarz-weiß-rot in Winde und Sonnenglanz.“
Am Sportplatz angekommen, gruppierten sich die Fahnen der teilnehmenden Organisationen um das Rednerpult herum. Pg. Brandt von Lindau begrüßte die Anwesenden, darunter den Besitzer der Wiesenburger Herrschaft, Graf von Plauen, die Vertreter der Kreisleitung der NSDAP und des Stahlhelms, und den Wiesenburger Pfarrer Couard.
Besonders begrüßte der Ortsgruppenleiter Pg. Kahring, das älteste Mitglied und Mitbegründer des Stützpunktes, der für diesen Tag als „Träger der Farben des Kampfes und Sieges“ auserkoren worden war.
Dann stellte Brandt von Lindau den Festredner des Tages vor, Landrat von Werder. Dieser, „schritt mit Gefolge die Fronten der aufgestellten Vereine ab“, bevor er seine Ansprache begann Landrat von Werder nannte Adolf Hitler Deutschlands „Retter aus der Nacht und Finsternis“, und sagte,
„Sein unablässiger Kampf gegen Deutschlands Verderber, Marxismus und Judentum, im Verein seiner getreuen Helfer hat schon starke Breschen geschlagen und führt unzweifelhaft zum Siege...Aber noch ist nicht alles getan. Noch immer erheben schmutzige Widersacher ihr Haupt und es gilt, diese zu schlagen. Vernichtend! Entweder Adolf Hitlers Nationalsozialismus oder das Ende mit Schrecken: - Kommunismus und damit das Ende aller Kultur und Menschlichkeit. Daher muß heute jeder seine Meinung zurückstellen und sein unbegrenztes Vertrauen unserem Führer geben.“
Von Werder endete mit den Worten: „Leben heißt Kampf! Wer den Kampf nicht scheut, wird leben.“ Nach seiner Ansprache weihte der Landrat die Fahne.
Es folgte ein Volksfest im Garten des Hotel Paul. Der Tag wurde abgeschlossen mit einem „deutschen Tanz“.